Schreiben ist wie eine Krokuszwiebel, die ihre Kräfte aktiviert
Draußen im Garten schieben sich erste grüne Spitzen der Krokusse durch die Erde. Der Frühling beginnt, uns sichtbare Boten zu senden. Bald schon werden sie Rasen, Beete, Gärten mit üppigen Blütenkissen in strahlendem Sonnengelb, gemischt mit Lavendelfarben oder Weiß verzieren. Nach dem grauen Winter, wenn die Tage wieder länger werden, bringen Krokusse wieder etwas Farbe in unser Leben.
Ähnlich ist es auch nach dem Verlust eines lieben Menschen oder nach der Diagnose einer unheilbaren Krankheit in der Familie. Meist tauchst du im ersten Schock des Verlustes oder der Diagnose in einen inneren Winter ein. So schützt du dich selbst vor den überwältigenden Gefühlen und Existenzängsten.
Schreiben in herausfordernden Lebenssituationen entfaltet seine Wirkung in seiner eigenen Zeit
Wenn du nach einiger Zeit des Frostes in deinem Innenleben beginnst zu schreiben, was dir widerfahren ist, machst du es ähnlich wie der Krokus: Du sammelst deine inneren Kräfte. Nach einiger Zeit treibst du dann erste zarte Spitzen aus der Erde und tauchst ganz allmählich wieder auf ans Licht. Während du schreibst, was auf deinem Herzen lastet, erlaubst du deinem inneren Eis zu schmelzen. Das, was sich in dir zurück gezogen hat, taut auf, damit es wieder am Leben teilnehmen kann: Deine Gefühle. Dein Bedürfnis nach sozialem Miteinander gibt dir dann und wann kleine Anregungen, wieder Teil des Lebens da draußen zu sein.
Du bestimmst dein eigenes Tempo
Schreiben schenkt dir eine wunderbare Möglichkeit, dich dir selbst wieder vorsichtig anzunähern. Es hilft dir beim Betrachten des Erlebten. Es hört dir zu. Es lässt dich Worte finden für das, was in dir ist. Es lässt dir dein eigenes Tempo. Es fördert deine Ideen wie dein Leben mit den Veränderungen künftig weitergehen kann.
Schreiben ist genügsam. Ihm reicht es schon, wenn du dir nur wenige Minuten am Tag dafür reservierst. Nach fünf Minuten Schreiben gehst du etwas klarer und gestärkt in deinen Alltag. Über die Tage und Wochen hinweg, entwickelt das Schreiben in herausfordernden Lebenssituationen einen Prozess. Er führt mir wieder das Bild des Krokus’ vor Augen: Dessen Zwiebel, eingegraben in der Gartenerde treibt schon munter, während wir über der Erde im Tageslicht noch gar nichts davon sehen. Wir brauchen Geduld. Wir brauchen Vertrauen in die Gesetze der Natur. Und so ist es auch nach dem Verlust eines lieben Menschen oder nach der Diagnose einer unheilbaren Krankheit in der Familie. Schenke dir Geduld und nutze die heilsame Kraft, die dem Schreiben innewohnt.
Ich lade dich ein:
Probiere es doch gleich einmal aus. Es geht so:
Du holst dir Papier und Stift oder nimmst dein Laptop. Ziehe dich an einen ruhigen Ort in deiner Wohnung oder in deinem Haus zurück, wo du in den nächsten Minuten für dich sein kannst. Sei einfach nur neugierig, was sich einstellen wird. Du kannst dir eine Stoppuhr stellen, dann brauchst du zwischendurch nicht auf die Uhr zu schauen.
Bleibe 5 bis 10 Minuten ununterbrochen im Schreiben. Schreibe ohne den Stift abzusetzen, schreibe, ohne dass die Finger auf der Tastatur still stehen. Schreibe wie es dir im Moment geht oder heute schon ergangen ist. Du brauchst dich nicht darum zu kümmern, was du jemals über Grammatik, Satzbau, Rechtschreibung gehört hast oder dass der Satz vollständig sein sollte. Schreibe einfach drauf los, ohne lange zu überlegen, genau das, was du in diesem Moment denkst. Das mag zwar ungewöhnlich sein, doch probiere es einfach mal aus. Es gibt nichts, was du falsch machen könntest. Wenn dir zwischendrin nichts mehr einfällt, dann schreibe genau das: „Mir fällt nichts mehr ein“ oder „so ne blöde Übung“… Du darfst schimpfen, zweifeln wie du magst und wenn wieder etwas anderes kommt, dann schreibe damit weiter.
Damit dir der Einstieg leichter gelingt, kannst du auch beginnen zu schreiben, welchen Platz hast du dir fürs Ausprobieren des ununterbrochenen Schreibens ausgesucht hast. Fühlst du dich dort wohl? Hat es dich Überwindung gekostet, dich auf dieses Ausprobieren einzulassen? Schreibe alles auf, was dir spontan in den Sinn kommt.
Beginne jetzt.
Wenn du fertig bist, fasse das Wesentliche in einem Satz zusammen.
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